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Herbst 1989. Eine verrückte Zeit.

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Beitrag von Andi Sa Sep 12, 2020 11:40 pm

Mein Erleben im Jahr 1989.
Es war ab dem Sommer irgendwie alles anderes. Man hatte in der DDR ein komisches Gefühl.
Hier lag was in der Luft, nur was genau wusste keiner.
Durch viel List hatte ich mir schon 1987 in der DDR einen Reisepass erschlichen und war so einige male im sogenannten Westen. Auch in Frankreich, Belgien, Luxemburg, Österreich und in der Schweiz.  ( Aber wie und was und warum ich den Reisepass hatte ist eine andere Geschichte. Nein ich war in keiner Partei und auch nicht in der Stasi  Wink , ganz im Gegenteil.  Wenn man wusste wie es geht, so ging in der DDR auch das. )
Ich weiß das jetzt einige ungläubig gucken. Aber es gibt Beweise und Zeugen !
Also beantragte ich im Sommer 89 beim Volkspolizeikreisamt Halle eine Reise nach Westberlin. Diese wurde auch unbürokratisch in kurzer Zeit genehmigt.  Ja ich habe immer wieder selbst gestaunt. Andere haben es nie geschafft. Aber die meisten hatten es erst gar nicht versucht.
Wie gesagt, so fuhr ich noch einmal nach Neuköln in die Karl - Marx Straße zu meinem ehemaligen Eisenbahnfreund und später guten Freund Klaus Zieschank. Heute wohnhaft in Glindow an der Havel.  
Mit ihn war ich übrigens 1987 in Frankreich, Belgien und Luxemburg.
Klaus meinte, Andi es dauert nicht mehr lange und die Grenzen gehen auf. In gewissen Kreisen in Berlin brodelte schon die Gerüchteküche.
Im August und im September 1989 kam dann wirklich das schleichende Ende. Botschaftsbesetzung in Prag und ab September und Oktober die Demonstrationen in Leipzig und in anderen Stätten.
Da ich aber schon im Vorfeld bei unserer Verwandschaft in Siegen ( NRW ) einen sogenannten Plan B durchgesprochen hatte, beantragten wir Ende September beim Rat der Stadt Halle - Neustadt die Ausreise.
Ich wollte meine Familie in Sicherheit wissen und hatte bange vor einem Bürgerkrieg mit anschließend verheerenden Folgen.
So hatte ich ja auch schließlich die Verantwortung für 2 kleine Kinder und meiner Ehefrau.
Ab diesen Tag war ich auch bei meinem Chef durch. Wir redeten nur noch dienstliche Dinge miteinander. Auch einige Kollegen bei der Energieversorgung Halle wendeten sich von mir ab.
jetzt hieß es nur noch das Ding durchziehen.
Aus Angst das die Stasi mein Auto wegnimmt habe ich es schnell noch verkauft. Es war ein VW Golf C II. Baujahr 1985. Der erste in Halle. Ein Erbstück über Genex.
Von einem teil des Geldes kauften wir uns dafür auf dem freien Autohandel in Leipzig einen Trabant Kombi. Alle wichtigen Dinge verpackten wir schon in Kisten. Aber es sollte alles anderes kommen.
Der Ausreiseantrag ließ auf sich warten. Man sagte nach einer Nachfrage nur das wir noch in diesem Jahr die DDR verlassen sollten. Nur ein genaues Datum wurde uns nicht gesagt.
Es spitzte sich alles immer mehr zu. Die Demos wurden immer größer. Einige male hatten wir auch in Halle teilgenommen. Was wird ? Es gab viele schlaflose Nächte.  
Am 18.10. trat Erich Honecker zurück. Das Ende naht.
Am 09.November Abends verkündetet dann Günter Schabowski das die Grenzen für alle geöffnet werden. Wir müssten los. Berlin ist auf. Aber wie lange ?  Die Info sickerte durch das wir noch ein Visum brauchen. Sonst lassen uns die DDR Grenzer nicht durch. Die Volkspolizei in Halle _ Neustadt richtetet dazu in einer Bracke in Passendorf, gegenüber den Eiswerken, eine Stelle ein wo man ein Visumstempel erhalten konnte. Nach 2 Stunden anstehen hatten wir den. Dann auf nach Westberlin. Woher wir die Info bekommen haben das die Glienicker Brücke in Potsdam geöffnet hat, weiß ich nicht mehr. Ich denke mal aus dem Radio.

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Anstatt den 10.11. im Stempel als Ausreise rein zuschreiben, haben die Depps den 16.11. im Personalausweis eingetragen. Wir hatten das erst später mitbekommen. Die an der Grenze garnicht. Es war das blanke Durcheinander.

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Andi
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